Auf einen Kaffee mit Chris Hesse...
Katharina: Chris, Dein wievielter Kaffee ist das heute?
Chris: Das ist mein zweiter Kaffee. Aber ich hatte auch schon zwei dieser ungesunden Energy-Drinks. Ich glaube, danach sollte ich das mit dem Koffein erst mal sein lassen. Ich habe auch geschafft, immerhin vier Stunden zu schlafen. Besser als Donnerstag auf Freitag, sind wir hier 4 Uhr von der Messe weg und 7.30 Uhr waren wir wieder hier. Da hat sich die Heimfahrt kaum gelohnt.
Viel zu tun für Dich, auch heute noch. Du hängst quasi ununterbrochen am Telefon. Kleine und große Krisen warten auf Dich. Kannst du das Festival überhaupt genießen? Schaffst Du es selbst mal an den Rechner?
Ich habe ein paar Freunde in der LAN. Da bin ich immer mal hin gegangen, hab gefragt: 'Wie läuft's?' Aber gespielt habe ich nicht, aber der Anblick reicht mit schon. Ich hab mir ein Counter-Strike-Match angeguckt. Aber nee, Zeit habe ich nicht. Ich nehme sie mir trotzdem manchmal.
Zugucken reicht Dir?
Das kann man ganz gut vergleichen mit Fußballspielen. Die meisten Fußball-Zuschauer spielen ja auch nicht ständig selbst. Und die Faszination ist einfach, Leuten beim Spielen zuzuschauen, die es besser
können als man selbst. Das ist im Fußball genau so wie im eSports.
Für Außenstehende ist eSports eine Parallelwelt zum 'normalen' Sport. Inwiefern sind die beiden vergleichbar?
Für viele Menschen ist eSport eine kleine Randerscheinung. Aber eigentlich ist es schon viel besser jetzt als vor zwei oder drei Jahren. Strukturen, Gehälter, Preisgelder, Turniere - das alles ist eins zu eins
mit klassischem Sport vergleichbar. Ich habe da ein Beispiel: Ein Profi-Fußballer trainiert sechs Stunden am Tag. Hockt danach an der Konsole, macht da weiter Sport und gut ist. Ein eSportler macht das ähnlich. Nur, dass er sechs oder sieben Stunden spielt, dann nicht mehr an den Rechner darf, sondern Sport machen muss und sich gesund ernährt. Im Prinzip ist es sehr, sehr gut vergleichbar.
Als eSportler muss man sich gesund ernähren und ins Fitness-Studio gehen?
Man muss sich auf jeden Fall gesund ernähren, weil man sonst dieses Level und diese Konzentration definitiv nicht halten könnte. Sieben oder acht Stunden am Tag ein Turnier zu spielen auf einer Bühne, mit Zuschauern, mit dem Wissen, dass vielleicht 500.000 Leute auf den Streams zuschauen - da kann man sich keinen Fehler erlauben. Und das geht nicht, wenn man sich den ganzen Tag nur Fastfood rein zieht. Die kognitiven Fähigkeiten müssen einfach auf dem höchsten Level sein. Und in der Tat: Die meisten
eSportler hier sind sehr sportlich.
Dass die Dreamhack jetzt in Deutschland ist, haben die eSportler, Zocker, Cosplayer und Besucher vor allem Dir zu verdanken. Wie viel Überzeugungsarbeit musstest Du leisten?
Erstaunlicherweise nicht viel. Die Dreamhack kommt ja eigentlich aus Schweden. Und die fanden die Idee super, die Dreamhack auch nach Deutschland zu bringen. Dann habe ich das noch kurz in meiner Firma vorgestellt, es wurden ein paar Mails geschrieben. Und die Leipziger Messe war so begeistert, dass
wir direkt zwei Wochen später einen Termin hatten und der Rest ist Geschichte.
In Leipzig hatten wir ja schon mal ein großes Gamer-Event. Allerdings ist die Games Convention schon vor ein paar Jahren nach Köln abgewandert. Aber für die Dreamhack ist Leipzig der geeignete Standort?
Definitiv, die Infrastruktur der Leipziger Messe ist für uns absolut ausreichend. Wir belegen ja jetzt eine Halle. Und auch die war nicht sooo einfach zu füllen in der Kürze der Zeit. Wir hatten ja nur ein halbes Jahr
effektive Planungszeit. Aber ich denke, dass wir in den kommenden fünf bis zehn Jahren Zeit haben, zu gedeihen. Und dann irgendwann füllen wir vielleicht auch mal die letzte Halle aus. Aber bis dahin wird noch eine Menge Zeit vergehen.
Wie zufrieden bist Du denn mit der ersten Dreamhack hier in Deutschland?
Über den Erfolg kann ich nicht so viel sagen - aus den Prognosen was Budgets und Zuschauerzahlen angeht, habe ich mich bewusst raus gehalten. Aber ich war vorhin kurz in der Halle und ich glaube, man kann jetzt schon von einem Erfolg sprechen.